LESERFRAGEN EXPERTENTELEFON \"Augengesundheit\" am 06.10.2011

Die meist gestellten Leserfragen am Expertentelefon "So bleiben die Augen gesund" am 06.10.2011

 

 

 

 

 

 

 

Mein Vater litt unter Altersbedingter Makuladegeneration, jetzt mache ich mir Sorgen: Ist diese Krankheit vererbbar? Kann man ihr vorbeugen?

  • Prof. Dr. med. Nicole Eter, Direktorin der Universitäts-Augenklinik Münster, zu deren wissenschaftlichen Arbeitsgebieten die Behandlung der altersabhängigen Makuladegeneration und die Nanotechnologie am Augenhintergrund zählen: „Wenn die Eltern an Altersbedingter Makuladegeneration (AMD) erkrankt waren, ist das Risiko für die nächste Generation zumindest erhöht. Weitere Faktoren, die das Auftreten der Krankheit begünstigen, sind ein hoher Blutdruck und Rauchen. Gerade Risikogruppen sollten ab dem 40. Lebensjahr ihre Augen einmal jährlich vom Augenarzt untersuchen lassen. Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige körperliche Bewegung kann vorbeugen, ersetzt aber nicht die regelmäßige Kontrolluntersuchung.“

Meine Mutter ist Diabetikerin. Sie erzählt mir seit einiger Zeit, dass sie alles verschwommen sieht. Was könnte das sein?

  • Prof. Dr. med. Nicole Eter: „Diabetes schädigt im Laufe der Zeit die kleinen Blutgefäße des Körpers. Dies wirkt sich gerade auch auf das Auge stark aus, so dass es zu einer Schädigung der Netzhaut kommen kann. Man spricht hier von der diabetischen Retinopathie, die bei Diabetikern häufig vorkommt. Ihre Mutter sollte umgehend einen Augenarzt aufsuchen, denn diabetische Augenveränderungen müssen rechtzeitig erkannt werden, damit mit den Möglichkeiten der modernen Medizin geholfen und das Sehvermögen bewahrt werden kann. Diabetiker sollten ihre Augen alle sechs bis zwölf Monate vom Augenarzt kontrollieren lassen.“

Ich würde mich gern vorsorglich gegen den Grünen Star beim Augenarzt untersuchen lassen. Übernimmt meine Krankenkasse die Kosten dafür?

  • Prof. Dr. med. Esther Hoffmann, Leiterin des Augendiagnostikzentrums (ADC) Mainz, Expertin für Glaukomdiagnostik und -behandlung: „Leider ist die Untersuchung zur Früherkennung eines Glaukoms keine Kassenleistung. Die Kosten für die Glaukombehandlung trägt hingegen die Kasse. Wir empfehlen dennoch dringend eine regelmäßige Glaukomvorsorge ab dem 40. Lebensjahr, um einen irreparablen Schaden am Auge zu verhindern.“

Ist Grüner Star heilbar?

  • Priv. Doz. Dr. med. Esther Hoffmann: „Der Grüne Star ist nicht heilbar, aber behandelbar. Bei dieser Erkrankung wird der empfindliche Sehnerv durch einen erhöhten Augeninnendruck zerstört. Diese Schädigung ist nicht mehr rückgängig zu machen. Allerdings können wir die Verschlechterung durch spezielle Augentropfen, so genannte Antiglaukomatosa, stoppen. Daher ist es so wichtig, regelmäßig zur Kontrolle zum Augenarzt zu gehen. Denn je früher die Behandlung einsetzt, desto besser ist der therapeutische Erfolg.“

Ich bin Anfang 60 und habe an manchen Tagen das Gefühl, meine Umwelt wie durch einen Schleier zu sehen. Die Brille hilft nicht – was soll ich tun?

  • Dr. med. Martin Bresgen, Facharzt für Augenheilkunde in Köln, langjährige Erfahrung in der Augenchirurgie mit besonderem Schwerpunkt in der Operation des Grauen Stars (Katarakt):„Bitte suchen Sie umgehend Ihren Augenarzt auf und lassen Sie sich insbesondere auf das Krankheitsbild „Grauer Star“ kontrollieren. Beim Grauen Star sehen Sie wie durch einen leichten Schleier, der mit der Zeit immer dichter wird. Oft nimmt auch die Blendungsempfindlichkeit zu.“

Meine Frau hat Grauen Star und ihr Arzt hat ihr zu einer Operation geraten. Sie hat schreckliche Angst davor. Wie riskant ist ein solcher Eingriff?

  • Dr. med. Martin Bresgen: „Ihre Frau sollte sich keine Sorgen machen. Die Staroperation zählt heute zu den häufigsten Operationen überhaupt: Jahr für Jahr werden in Deutschland etwa 600.000 solcher Eingriffe vorgenommen – mit sehr gutem Erfolg. In einem kurzen mikrochirurgischen Eingriff, wird die getrübte Linse entfernt und durch eine klare Kunstlinse ersetzt. Die Operation ist praktisch schmerzfrei und kann in den meisten Fällen sogar ambulant durchgeführt werden.“

Meine Freundin würde sich gern die Augen lasern lassen und hat gehört, das soll im Ausland viel günstiger sein als in Deutschland. Kann sie ein Angebot im Ausland gefahrlos annehmen?

  • Dr. med. Kaweh Schayan-Araghi, Facharzt für Augenheilkunde in Dillenburg und Frankfurt und erfahrener Operateur mit den Schwerpunkten Augenlaserverfahren sowie funktioneller und ästhetischer Lidchirurgie:„Über die Qualität ausländischer Laseroperationen ist kein pauschales Urteil möglich. Das Risiko einer Komplikation hängt sehr stark von den hygienischen Bedingungen in der jeweiligen Klinik ab. Wie gut diese sind, wissen die Patienten erst Monate später. Nämlich dann, wenn sie unter Komplikationen leiden oder eben nicht.

    Einen Anhaltspunkt bietet das Lasik-TÜV-Siegel (nicht zu verwechseln mit dem leider sehr ähnlichen „Nur“-TÜV-Siegel, das auch einige ausländische Einrichtungen führen). Einrichtungen, die dieses aufwendig zu erwerbende Siegel führen, unterwerfen sich besonderen Kriterien, z.B. hinsichtlich Hygiene, Ausstattung und Operationshäufigkeit.

    Was Patienten häufig nicht bedenken, sind mögliche Sprachschwierigkeiten im Ausland. Es wird oft unterschätzt, wie wichtig die einwandfreie Verständigung für ein zufriedenstellendes Ergebnis ist. Zudem besteht die Gefahr, dass nicht optimal beraten wird und Operationen erfolgen, die besser unterblieben wären. Später dagegen Einspruch zu erheben ist schwierig, da der Patient nach dem Eingriff viele Kilometer vom Operateur entfernt ist. Im Zweifel berät Sie Ihr Augenarzt gerne in allen Fragen, die Laseroperationen betreffen.“

Hilft Augenlasern auf Dauer gegen meine Kurzsichtigkeit oder brauche ich nach einiger Zeit doch wieder eine Brille?

  • Dr. med. Kaweh Schayan-Araghi: „Das Ziel der Operation ist es, ein dauerhaftes Sehen in der Ferne zu erreichen, ohne dass eine Brille benutzt werden muss. In der Regel kann man nach der Operation völlig auf Sehhilfen wie etwa auch Kontaktlinsen verzichten. Mit dem Beginn der Alterssichtigkeit kann es aber sein, dass Sie beispielsweise zum Lesen wieder eine Brille benötigen.“

Meine Enkelin schielt – und meine Tochter ist ratlos, was man dagegen tun kann. Hilft eine Brille oder gibt es wirksame Operationsmethoden?

  • Prof. Dr. med. Joachim Esser, Facharzt für Augenheilkunde, Professor an der Medizinischen Fakultät Essen, Spezialist mit dem Schwerpunkt Strabologie (Therapie von Schielerkrankungen) und Neuroophthalmologie (Behandlung neurologischer Erkrankungen, die mit Sehstörungen einhergehen, etwa Sehschärfeverlust): „Je früher das Schielen vom Augenarzt behandelt werden kann, desto wirkungsvoller und weniger belastend ist die Therapie für das Kind. Zunächst würde Ihre Enkelin eine spezielle Brille erhalten, die den Brechungsfehler des Auges korrigiert. Zusätzlich wird die Sehschwäche (Amblyopie) behandelt. Dabei wird das „bessere“ Auge abgedeckt, um das schwächere durch Training zu fördern. In einigen Fällen ist eine operative Korrektur durch Umlagerung von Augenmuskeln zu empfehlen. Eine individuelle Beratung bekommen Sie bei Ihrem Augenarzt.“

Mein Sohn ist anderthalb Jahre alt und ich habe das Gefühl, dass er Sehschwierigkeiten hat. Wird schon bei kleinen Kindern ein Sehtest gemacht – oder wie lässt sich feststellen, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege?

  • Prof. Dr. med. Joachim Esser: „Kleine Kinder können natürlich nur eingeschränkt darüber Auskunft geben, ob sie scharf sehen. Augenärzte können aber bereits bei Säuglingen mit der so genannten Schattenprobe oder Skiaskopie rasch und schmerzfrei eine Fehlsichtigkeit feststellen oder ausschließen. Je älter die Kinder sind, desto differenzierter werden die Untersuchungsmethoden. Grundsätzlich gilt: Gerade bei Kindern sollten Sehstörungen frühzeitig behandelt werden, um eine lebenslange Sehschwäche zu verhindern. Bitte gehen Sie daher mit Ihrem Sohn unbedingt zum Augenarzt.“

Kann ich zur Überprüfung meiner Augen nicht einfach zum Optiker gehen? Da benötigt man keinen Termin…

  • Prof. Dr. med. Bernd Bertram, Facharzt für Augenheilkunde in Aachen und Erster Vorsitzender des Berufsverbands der Augenärzte Deutschlands e.V.: „Ein Sehtest beim Optiker reicht nicht aus. Denn das Tückische ist: Der Optiker testet die zentrale Sehschärfe, die sich bei vielen Augenkrankheiten jedoch erst in einem späten Stadium verschlechtert – wenn es für eine effektive Therapie zu spät ist. Auch treten viele Augenleiden schleichend auf und können nur mithilfe modernster Diagnostik von Augenärzten festgestellt werden. Inzwischen lassen sich drohende, krankhafte Veränderungen der Augen äußerst präzise und vor allem frühzeitig erkennen. Dabei berücksichtigt der Augenarzt auch allgemeine Erkrankungen und Therapien des Patienten. Insofern sollte man sich zur eigenen Sicherheit durch einen Besuch beim Augenarzt Klarheit verschaffen. Zur Abklärung von allgemeinen Krankheiten gehen Sie doch auch zum Hausarzt oder Facharzt und nicht zum Heilpraktiker oder Apotheker.“

Die Glaukomvorsorge wird von den gesetzlichen Krankenkassen nicht bezahlt. Ist diese Untersuchung aber trotzdem sinnvoll?

  • Prof. Dr. med. Bernd Bertram: „Es ist richtig, dass die Untersuchung zur Früherkennung eines Glaukoms leider keine Kassenleistung ist. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen erst dann, wenn ein Glaukom diagnostiziert wurde. Ein Glaukom macht viele Jahre lang keine Beschwerden, da sich das Gesichtsfeld schleichend verschlechtert. Erst in sehr spätem Stadium bemerken Glaukomkranke Sehstörungen. Dann ist allerdings keine Besserung mehr möglich, die weitere Verschlechterung kann nur gestoppt oder verlangsamt werden. Alle Augenärzte empfehlen daher dringend eine regelmäßige Glaukomvorsorge ab dem 40. Lebensjahr, um einen irreparablen Schaden am Auge zu verhindern. Viele moderne Untersuchungs- und Behandlungsverfahren sind ebenfalls nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen enthalten und müssen deswegen leider von den Patienten selbst bezahlt werden.“
Quelle: deutsche journalisten dienste (djd),
Gesundheitsthemen